Lange habe ich nichts mehr in diesen Blog geschrieben. Nach einem Tag, den ich fast komplett krank im Bett verbracht, fühl ich mich noch fit genug für eine Trainingseinheit und kann somit die Zeit nutzen um einen Teil der vergangenen Saison ein wenig zu reflektieren. Die spannendsten und vom Starterfeld anspruchsvollsten Rennen waren dabei mit Sicherheit die der Triathlon-Regionalliga-Nord.
In dieser Liga messen sich 18 der besten Teams aus den 5 Nordbundesländern Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen in insgesamt 5 Wettkämpfen. Pro Rennen schickt jedes Team 5 Athleten ins Rennen, von denen jeweils die Platzierungen der besten 4 zusammenaddiert werden und somit die Teamplatzierungen ermittelt werden. Die 5 Wettkämpfe umfassen 2 Kurzdistanzen im Juni in Hamburg und Schwerin, eine Sprintdistanz im Juli in Hohenlockstedt und 2 Wettkämpfe im August. Letzte stehen noch aus und beinhalten eine Kurzdistanz in Bremen und einen Wettkampf über 2 Tage, bestehend aus einem Swim&Run am Samstag und einer Sprintdistanz am Sonntag des Wettkampfwochenendes.
Vierlanden Triathlon (Hamburg)
Der Auftakt der Regionalligasaison 2016 bildete wie so oft der Vierlanden-Triathlon im östlichen Teil Hamburgs im und um den Hohendeicher See in Vierlanden. Aufgrund technischer Schwierigkeiten standen wir leider nur viert am Start. Diese Regionalligasaison begann dann auch noch wegen des schalgartig auftretenden Sommers ohne Neoprenanzug statt. So stürzten Alex, Johannes, Tim und ich uns um 12:20 in den See. Völlig planlos wie man sich jetzt platziert hatte spürte man irgend wieder den Sand unter den Füßen und rannte schnurstracks in die Wechselzone. Ich parkte neben Johannes an einem Platz, den man leicht wiederfand, der aber einen der längsten Wege zum Radschieben mit sich brachte. Johannes Rad bereits erwartungsgemäß weg. Tim schob gerade seines aus der Wechselzone und Alex befand sich noch kurz vorm Schwimmausstieg.
Wir hatten an diesem Tag bestimmt um die 30° in der Sonne und so gut wie keinen Wind. Für schnelles Radeln also perfekte Bedingungen, da auch noch die Strecke selber bis auf 3 Wendepunkte praktisch kurvenfrei ist und so gut wie keine Steigungen beinhaltet. Das Ziel somit einen Schnitt über 40 kmh fahren. Der Radkurs bestand aus 2 Wendepunktrunden mit jeweils etwas mehr als 20 km. Irgendwann bemerkte ich, dass Alex ziemlich weit hinten lag, das sah nicht gut aus - später stellte sich heraus, dass er einen technischen Defekt seiner DI2 beheben musste, was Das Radfahren selber war doch relativ, was ihn über 20 Minuten gekostet hatte - Eine denkbar ungünstige Situation, wenn man keinen 5. Mann am Start hatte - Murphys Gesetz wurde erneut validiert. Bei den anderen dreien lief das Radfahren recht problemlos. Tim und ich konnten mit der 38. und 39. schnellsten Radzeiten im Feldes und einem Schnitt knapp über 40 kmh bereits ein paar Plätze nach vorn gut machen und wie so oft begegneten wir uns auch in der zweiten Wechselzone. Johannes fuhr sogar noch einen Zacken schneller und kam mit dem 10. schnellsten Radsplit noch ziemlich weit nach vorn.
Und dann nahm das Drama fürs gesamte Feld seinen Lauf. Es ging nicht mehr darum, wer der "eigentlich" schnellste war, sondern wer am besten mit der Hitze klar kam bzw. sich auf dem Rad ausreichend versorgt hatte und sich den Rest des Rennens noch gut einteilen konnte. Beim los laufen zeigte die Uhr auf den ersten Kilometern jeweils 3:40er-Splits - Das hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt. Zu meinem Erstaunen reichte das aber um einen nach den anderen Platz gut zu machen - aber das nichtmal kleckerweise, ab da wurde geklotzt. Wie die Radstrecke besteht auch die Laufstrecke aus 2 Wendepunktrunden. Die Leute die mir entgegengekommen sind sahen nicht mehr gut aus und die Sonne machte uns allen zu schaffen. Sehe ich etwa auch schon so qualvoll aus? Und das bereits auf der ersten Runde von zweien? Auf der zweiten Laufrunde wurden die Kilometersplits noch etwas langsamer, jedoch schien die Konkurrenz mittlerweile noch kaum geradeaus gehen zu können. Beim Entgegenkommen versuchten meine Teamkollegen und ich uns noch immer zu motivieren und uns zu zurufen, dass unsere Gegner kurz vorm Umkippen seien - was ja nichtmal gelogen war. Auch beim Laufen hatte Alex leider wieder Probleme, diesmal mit seinem Schuhwerk, wodurch er die zweite Runde barfuß laufen musste. Nach den ersten 5 Kilometern in 18:22 und den zweiten in 18:38 erreichte ich erschöpft als 17. das Ziel.
Der siebzehnte Platz! Ich konnte es kaum glauben, vor Beginn der Saison war eine Einzelplatzierung unter den besten 20 noch ein absoluter Traum. Nach Verrechnung diverser Zeitstrafen war es dann am Ende sogar der 13. Platz! Nach deutlich langsameren Zeiten im Wasser (wegen Neoverbot) und beim Laufen (wegen der Hitze), aber einem deutlich schnelleren Radfahren, konnte ich mich im Vergleich zum Vorjahr sogar um 10 Sekunden verbessern, obwohl die Endzeiten dieses Jahr insgesamt sehr viel langsamer ausfielen. Als Team erreichten wir einen mehr als respektablen 9. Platz (13. Jan, 19. Johannes, 37. Tim, 81. Alex => Gesamt: 150). Da wir in unserem 5. Regionalligarennen wieder nur mit 4 Athleten das Ziel erreicht haben, konnte man nicht von einem vollen Erfolg sprechen, aber in Hinblick auf die Gegebenheiten ein sehr versöhnliches Ende.
Schlosstriathlon (Schwerin)
Der zweite Wettkampf, erneut über die Kurzdistanz (1,5-40-10) und erneut mit Neoverbot! Die Temperaturen der letzten Wochen hatten einfach nicht dafür sorgen können, dass der See in Schwerin auf unter 22°C abkühlt - nicht mal annähernd. Es waren immer noch über 24°C! Zum Baden total angenehm, aber für schnelles Schwimmen in unseren Brems-Fallschirm-Einteilern alles andere als Vorteilhaft. Am Start waren wir endlich mal wieder zu fünft! Fiete, Johannes, Tim, Tobi und ich versuchten an diesem Tag das bestmögliche aus uns herauszuholen.
Das Schwimmen konnte Fiete bereits nach 20:55 auf Platz 14 beenden, Johannes folgte ihm schon eine knappe Minute später auf Platz 29. Tobi, ich und Tim ließen uns auf der schönen
warmen Schwimmstrecke etwas mehr Zeit und beendeten die ersten Disziplin in etwa 24 Minuten auf Platz 55, 58 und 60. Nach einem vermasselten Schwimmen, das sich eigentlich gar nicht so schlecht
anfühlte, aber die Platzierung was anderes sagt, ging es aufs Rad.
Der Radkurz war eine Wendepunktstrecke, die ich bereits eine Woche zuvor Testweise abgefahren bin und sie als wirklich sehr schnell klassifizieren konnte. Sie war allerdings nicht nur sehr
schnell sondern auch lebensgefährlich, da sie teilweise über eine ungesperrte, stark befahrene Bundesstraße führte - und nein, das ist kein Witz, sowas gibt es wirklich, auch in
Regionalligarennen und es wird tatsächlich genehmigt! Auf den ersten Kilometern des Radkurses herrschte bei uns Chaos. Es wurde teilweise in Dreierreihen gefahren und offensichtlich völlig
rücksichtslos im Windschatten gefahren. Um das vorwegzunehmen: Es wurde trotzdem nicht eine Zeitstrafe vergeben. Und es wurde noch schlimmer, es fuhr ein Lastwagen der Bundeswehr vor uns an dem
man kaum vorbeikam, die Gruppe schob sich Stück für Stück dran vorbei - nur mir fehlte etwas der Mumm. So blieb ich einige Sekunden - gefühlt eher Stunden - hinter dem Laster und wartete auf
meine Gelegenheit. Als die ganze Zeit auch kontinuierlicher Gegenverkehr herrschte war ich schon den Tränen nah, völlig machtlos kam langsam schon der Gedanke in mir auf, dass der Wettkampf
bereits gegessen sei und ein Wettkampfrichter müsse mich eh gleich aus dem Rennen nehmen, wenn er das sieht. Irgendwann schaffte ich es dann doch mich an dem Laster vorbeizuschieben (riskante
Aktion, ging Gott sei Dank gut!) und hatte kurze Zeit später wieder nen riesen Pulk von Lutschern vor mir. Ich fuhr vor und versuchte weg zu kommen - keine Chance. Irgendwann rief Tim mir zu, ich
dürfe mich nicht kaputt machen, das bringe nichts, wenn die hinter einem nur im Windschatten fahren, so ließ ich mich ans Ende der Gruppe zurückfallen und fuhr die gefordereten 12 Meter hinter
dem letzten aus der Gruppe. Immer wenn sich eine Lücke vor diesem auftat, sammelte ich ihn ein und machte somit einen Platz gut, innerhalb von 10 Kilometern hatte ich dann den Großteil der
ursprünglichen Gruppe hinter mir und das "Peloton" hatte sich zum Glück auch aufgelöst. Nach dem Wendepunkt - einem Kreisverkehr - lief der Rest dann auch recht problemlos und schnell.
Trotz starken Windes erreichten Tim und ich erneut eine Durchschnittsgeschwindigkeit knapp über 40 kmh und erreichten wieder fast gemeinsam die zweiten Wechselzone als 30. (Tim) und 34. (Ich) -
Fiete bereits als 9., Johannes der einen für seine Verhältnisse schwachen Tag erwischte 54. und Tobi als 76.
Auf der Laufstrecke, die aus 4 Runden à knapp 2,5 km bestand, angekommen, merkte ich, dass der führende Konstantin Bachor bereits am Ende der ersten Runde war. Überrundet werden wollte ich
allerdings nicht ( ; Im Vergleich zu Vierlanden waren die Bedingungen zum Laufen extrem gut. Die Strecke ist flach und es war kühl. Die ersten 3 Kilometer konnte ich noch in 3:30 hinter mich
bringen, die folgenden knapp 7 waren nur ein wenig langsamer. Platz um Platz kämpfte ich mir nach vorn und gab alles.
Am Ende reichte es wieder für eine absolut geile Platzierung, aber nicht nur für mich, sondern auch fürs ganze Team! Erstmals erreichten wir mit 5 Athleten das Ziel und mit Platz 67 (Tobi), 66
(Johannes), 36 (Tim) 26 (Fiete) und 14 (Ich) erreichten wir den 7. Platz der Mannschaftswertung! Ausgepumpt im Ziel merkte ich, dass meine neuen grünen Schuhe sich teilweise rot eingefärbt haben
- No pain, no gain!
SCI-Triathlon (Hohenlockstedt)
Hach ja, Sonntagvormittag - alles liegt bereit das Frühstück ist verzerrt und es kann los gehen! Voller Vorfreude radel ich zu Sebastian, der mich mit zum Ort des Geschehens nimmt. Dann merke
ich, dass mein linker Liegelenker rutscht. Hat sich da etwa irgendwie über Nacht eine Schraube gelöst? Bei der obligatorischen Testfahrt am Vortag war da noch nichts. Bei Sebastian angekommen
merke ich, dass die Klemmung gebrochen ist. So eine Sch... -_- Hin und her überlegt und probiert und dann Fiete angerufen ob er noch auf die schnelle Kabelbinder besorgen kann. Den Auflieger dann
irgendwie mit Kabelbindern fest gezurrt und es hielt... Halbwegs. Auf jeden Fall sollte es sich vom Anschein her als unscheinbar genug für den Bike-Checkin herausstellen, aber bei jedem Hubbel,
über den ich das Rad rüber geschoben ist das verdammte ding wieder nach unten gerutscht. Mal sehen ob das gut geht.
3. Wettkampf und endlich wieder das Schwimmen endlich wieder mit Neoprenanzug! Das Wasser ist um die 20° kühl und somit ideal fürs Schwimmen mit Kälteschutz. Dieses mal am Start: Fiete, Johannes,
Sebastian, Simon und ich. Wie in Schwerin waren auch hier die Plätze in der überschaubaren Wechselzone vorgegeben - schon mal sehr angenehm.
Nicht angenehm war dagegen von Anfang an das Schwimmen. So ein endloses Gekloppe erlebt vom Anfang bis zum Ende, das sich auch nach 500 Metern nicht auflöst erlebt man wohl nur auf
einer Sprintdistanz mit einem sehr schmalen Leistungsspektrum. Hier schenkt wirklich keiner irgendwem irgendetwas, es wird um jeden Platz gekämpft. Nach ca. 300 Metern kommt die erste
Wendeboje, und dort alles so eng beisammen, dass ich kaum um die Boje herumkomm. Ich kann allerdings noch in einem kurzen Blick Simon vor mir erhaschen - scheint gut für ihn zu laufen! Das
Geprügel wird ein bisschen weniger oder vielleicht schwimme ich auch einfach noch weiter außerhalb des Getümmels als ohnehin schon. Das Land erreiche ich nach 750 Metern in 11:00
Minuten als 7 - So weit eigentlich okay. Ab in der ersten Wechselzone, Rad sofort gefunden, Neo schnell ausbekommen, Helm schnell aufgesetzt bekommen und das Startnummernband...
reißt - Sch...!! Nach kurzer (1 Sekunde, gefühlt 1 Minute) Überlegung knote ich es mit zittrigen Fingern zusammen. Hält halbwegs... Naja, passt schon irgendwie. Die Zeit die dabei ins
Land gegangen ist, ist nun halt auch weg.
Aber dann das nächste Problem: Hatte ich erwähnt, dass die Klemmung vom Liegelenker gebrochen war? Die ersten (und letzten) Meter des Radkurses waren recht ausgiebig mit Schlaglöchern gespickt. Ich entscheide mich also erstmal für den Basislenker und ziehe alle paar Sekunden den rutschenden linken Liegelenker wieder in Position, während mich ständig andere Athleten überholen. Nach der ersten Kurve wird die Straße glatter und es geht ab in die Aeroposition auf den 3 Mal zu durchfahrenden Wendepunktkurs - Wird schon gut gehen - hoffentlich! Dann sehe ich fast nur noch Windschattenfahrer. An dieser Stelle kann ich einfach nicht nachvollziehen, wie man in der Regionalliga noch reine Sprintdistanzen durchführen kann. Es scheint immer wieder das gleiche Bild zu sein. Letztes Jahr hab ich es genau wie dieses Jahr miterlebt und die Jahre zuvor kenne ich aus Erzählungen. Es wird gelutscht ohne Ende. Es wurden an diesem Tag ca. 10 Zeitstrafen verteilt, mal trifft es die Richtigen mal trifft es die weniger Richtigen und mit Sicherheit kommt so manches schwarze Schaf ungeschoren davon - Das kann doch echt nicht die Lösung sein. Zwischen Platz 3 und 72 aus dem Wasser lagen keine 2 Minuten - Das sind 70 Athleten verteilt auf 1:55 min, im Schnitt also 1,64sek/Athlet gefolgt von einer kurzen Wechselzone und einer flachen Radstrecke. Das sind Bedingungen, bei denen ein unfaires Rennen begünstigt - geradezu gefordert wird. Bereits zum Anfang des Radelns musste Fiete leider aufgrund eines Plattens aufgeben. Somit lag es bei Sebastian als vierten gewerteten Athleten, der als letzter in Fluten des Mühlenteichs entsprungen ist, noch so viele Plätze wie möglich gut zu machen. Gewohnt stark (Schwerin war wohl wirklich nur ein sehr kurzer Moment der Schwäche) fuhr Johannes den zwölft schnellsten Radsplit. Auf den letzten Metern des Radkurses rutschte der Liegelenker dann wieder unaufhörlich nach unten und dann war es überstanden - Glück gehabt!
Ich erreiche die Laufstrecke auf Platz 39, Simon nur wenige Sekunden später auf Rang 41. Einen kurzen Abschnitt der Laufstrecke können wir gemeinsam laufen (womit auch ein kleiner Traum in Erfüllung ging^^). Auch bis zum Ziel trennt uns nicht viel. Johannes treffen wir kurz vor Ende auch noch, somit erreichen wir als 20. (Johannes), 19. (Simon) und 18. (ich) das Ziel. Sebastian kam als 81. ins Ziel und kann somit immerhin noch 3 Plätze nach dem Schwimmen gut machen.
Und wieder reicht es für eine Top 20 Platzierung - richtig geil! Ebenso für Simon - auch richtig geil! Nach Verrechnung der Zeitstrafen bedeutet das für uns sogar Platz 16 und 17. Für Johannes leider Platz 40 - Er hat leider 2 blaue Karten gezeigt bekommen, was ihm 2 zusätzliche Minuten einbrachte. Somit erreichen wir aber immer noch am Ende eines durchwachsenen Tages Platz 10!
Und sonst so?
Morgen in 5 Wochen steht das große Saison Highlight, der Ironman Copenhagen an. Die 6. Woche vorm Wettkampf also diese sollte nochmal eine mit maximalen Umfängen werden, woraus nun aber wegen kurzer Krankheitsphase nichts wurde. Ich hoffe die negativen Auswirkungen halten sich in Grenzen. Zeit, sei es für Training oder für Erholung, ist nun mal begrenzt und zwei bis drei wichtige Einheiten fehlen somit einfach und können auch nicht ohne weiteres nachgeholt werden.
In zwei Wochen steht noch eine Mitteldistanz beim Müritz-Triathlon an, bei der ich mich in einem offenbar erstaunlich gutem Feld messen kann und dann sehr genau sagen kann, wo ich stehe, 2 Wochen danach (eine Woche vorm Ironman) findet dann noch der vierte Regionalligawettkampf in Bremen statt, mittlerweile mit der festen Zielsetzung Top 20 in der Einzelplatzierung und (ich hoffe da mal für mein Team sprechen zu können) mindestens Platz 10 in der Mannschaftswertung.
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