Ironman 70.3 Weltmeisterschaft 2019

07.09.19 7:10 Uhr – Die Weltmeisterschaft der Triathlonmitteldistanz, die männlichen Profis wurden bereits vor 10 Minuten auf die Strecke geschickt. Alle weiblichen Starter, ob Profi oder Agegrouper, durften bereits gestern in den Genuss der 1,9 km langen glasklaren, angenehm warmen Schwimmstrecke im Mittelmeer, dem gut 91 km langen Ritt durch die atemberaubende Berglandschaft um Nizza und der 21,1 km langen Laufstrecke, die an der zuschauergesäumten Promenade entlang führt, kommen.

Anders als gestern bei den Frauen müssen heute auch die Amateure auf den Kälteschutz verzichten. Die Wassertemperatur soll angeblich um die 26°C betragen, was natürlich die Frage aufwirft, wie es sein kann, dass das Meer an dieser Stelle gestern noch unter 24,5°C gehabt haben soll – Naja. Ohne Kälteschutz ist in meinen Augen das Schwimmen erst einer Weltmeisterschaft würdig (wie auch in Hawaii). Jede Altersklasse hat ihre eigene Startwelle und in 42 Minuten wird auch meine Altersklasse im rollenden Startprozedere ins Rennen geschickt. Für den obligatorischen Gang auf die Toilette stelle ich mich sicherheitshalber bereits jetzt an. Sollte doch reichen sollte man meinen. Langer Rede kurzer Sinn bin dann auch ich ganze 40 Minuten später an der Reihe. Keine 2 Minuten vor Rennstart sprinte ich also zum Startbereich. Das war nun wirklich anders geplant. Alle 15 Sekunden werden 10 Teilnehmer ins salzige Wasser geschickt. Irgendwann, viel zu spät, wie sich kurze Zeit später herausstellt, darf ich endlich loslegen. Da sinnvollerweise die schnellsten Schwimmer vorn in der Startwelle starten und die langsameren hinten, vermute ich, dass es schon nicht ganz so schlimm sein wird. Von kräftesparendem Wasserschatten kann ich die nächste halbe Stunde allerdings nur träumen. Im Gegensatz dazu bin ich fortan am Überholen, was beim Schwimmen auch mal was angenehm ungewohntes für mich ist. Die Zeit für den Schwimmsplit ist dafür allerdings mit 31:31 min nicht gerade schnell, Spaß hat's aber trotzdem gemacht. Ab in die Wechselzone.

Nach einer gefühlten Ewigkeit finde ich meinen Wechselbeutel (sah es hier nicht gestern noch anders aus?), kleide mich fürs Radeln ein und mache mich auf in Richtung Berge. Außer mir sind anscheinend nur wenige mit dem Rennrad angereist und haben sich stattdessen für den Zeitfahrhobel entschieden. Wenig verwunderlich ist es, dass die Radstrecke nicht gerade leer ist. Die komplette Veranstaltung fasst an diesem Wochenende über 5000 Athleten, davon allein circa 500 in meiner Startwelle. Dass ich so weit hinten gestartet bin, hat es nicht unbedingt besser gemacht, aber fahren ohne permanent zu drängeln konnte man, Spaß haben war ein leichtes. Hoch geht es den legendären Anstieg zum Col de Vence, wo ein Großteil der circa 1200 Höhenmeter der Radstrecke gesammelt werden. Ich genieße jede Kurbelumdrehung und erfreue mich an der Sonne und das Bergpanorama. Nach Erreichen des höchsten Punktes der Strecke besteht über die Hälfte der restlichen Strecke aus Abfahrten – ein Traum, gerade mit dem Rennrad! Ein riesen Spaß, meine Leistung als solche kehre ich mal lieber unter den Tisch und heb sie mir fürs Laufen aus. Nur vollständigkeitshalber erwähnt hatte ich offiziell für 2:49:16 h Spaß auf zwei Rädern.

Ähnlich wie der erste Wechsel verläuft auch der zweite Wechsel. Die Radständer um meinen Abstellplatz herum sind schon reichlich mit Rädern bestückt, heißt also, dass nun die Aufholjagd losgehen darf. Ich laufe nach Gefühl los durch eine Unterführung zur Promenade, die nach einem Kilometer erreicht ist. Ich checke die Uhr, der erste Kilometer in 3:43 min, ziemlich genau mein Wunschzieltempo. Bis zum Wendepunkt nach 6 Kilometern bekommt man es mit leichtem Gegenwind zu tun, dennoch geht kein Kilometer mit mehr als 3:45 min weg, mit Rückenwind wird es sogar ein wenig schneller. 10 Kilometer sind nach 36:59 passé, die zweiten 10 vergehen in weiteren 36:56 min, die letzten Meter kann ich dann noch etwas an Tempo zulegen und bringe den Halbmarathon in 1:17:16 h hinter mich – für meine Verhältnisse die wohl bislang beste Laufleistung im Triathlon und immerhin ganze 2 Sekunden schneller als die am schnellsten gelaufene Frau vom Vortag.

 

 

 

Mit einer Gesamtzeit von 4:43:40 h und dem 88. Platz in meiner Altersklasse habe ich auch mein geheimes Nebenziel, die Top 100 bei 454 Finishern, erreicht.

 

Hier geht es zur Wettkampfaufzeichnung

 

Danke fürs Lesen!

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