18. September, strahlender Sonnenschein über Sachsens Hauptstadt. Dazwischen haben sich allerdings noch ein paar Wolken breitgemacht, die immer mal wieder für Schauer und Temperaturen im einstelligen °C-Bereich sorgen. Am Tag zuvor hab ich noch meine letzte Radeinheit absolviert und just, nachdem ich fertig war, schüttete es wieder. Glück gehabt..? Damit war dummerweise mein Wetterglück fürs Wochenende aufgebraucht.
Bei 16,5°C Wassertemperatur und einer noch deutlich kühleren Lufttemperatur wurde das Schwimmen bei der vom Juli verschobenen Prämiere des Ironman 70.3 Dresden von 1900 auf 750 Meter verkürzt. Hätte ich die Wahl gehabt, hätte ich (wie vermutlich die meisten Teilnehmer) das verkürzte Schwimmen lieber gegen angenehmeres Wetter getauscht, aber man muss es halt nehmen, wie es kommt.
Auf ein wie gewohnt mäßiges Schwimmen folgt ein ungewohnt langer Wechsel. Ich nehme mir die Zeit für Armlinge und Aerosocken, brauche aber eine gefühlte Ewigkeit, sie anzubekommen. Nach einem weniger eleganten Aufstieg geht's hinein ins Abenteuer auf 2 Rädern. Auf nassen Straßen geht es zunächst 5 km an der Elbe entlang, bevor es einen langen Anstieg westwärts hinaufgeht. Der Wind bläst ordentlich von vorn. Ich arbeite mich den Anstieg hinauf, befürchte aber schon, dass das Schlimmste noch kommen wird. Als der erste Regen versiegt, schaut auch mal die Sonne kurz zwischen den Wolken hervor. Hoffnung kommt auf und wird vom nächsten Schauer wieder weggespült. Das Ganze wiederholt sich noch ein oder zwei Mal. Immer wenn‘s mal etwas schneller wird, macht mir der Seitenwind zu schaffen. Ich greife den Basislenker, richte mich auf, bete, dass alles gut geht, während ich versuche mein Vorderrad in der Spur zu halten. Einen dritten Sturz in kurzer Zeit kann ich wirklich nicht gebrauchen. Bei dem ganzen Spaß fällt kaum auf, dass sich die ausgeschriebenen 500 Höhenmeter als knapp 1000 entpuppen. Schnell wird das Mindestziel, die Quali für die 70.3 WM, vom bescheideneren Ziel, das Radfahren unbeschadet zu überstehen, abgelöst. Das Renngeschehen rückt in den Hintergrund und die Konkurrenten, die mich hier und da überholen, kümmern mich gar nicht mehr. Neben dem Wind kommt noch Kälte hinzu. Dass ich mich unter diesen Bedingungen und der jüngsten Vorgeschichte jenseits von 50 km/h nicht mehr traue zu treten, macht das Temperaturproblem auch nicht besser. Die letzte Abfahrt bin ich mehr mit Bremsen als mit Rollen beschäftigt und so beende ich das Radfahren mit unter 200W, dafür über 2:40h, aber (und das ist offensichtlich entscheidend) unversehrt.
Nach einem weiteren grandios langsamen Wechsel geht's auf die Laufstrecke. Die ersten zwei Kilometer fühlen sich nicht besonders gut an und sind mit über 3:40/k auch langsamer als geplant, aber nach und nach taue ich auf und Pendel mich zwischen 3:30 und 3:40 ein. Kurz darauf ruft mir Loïc, der leider zuvor aufgrund eines Raddefekts aussteigen musste, vom Streckenrand den Abstand auf Platz 3 in der AK zu: Über 10 Minuten, aber ich würde 40 Sekunden pro Kilometer gutmachen. Eine kleine Hochrechnung ergibt: Das könnte klappen, aber es würde knapp werden. Kurz vor Ende meiner ersten Runde kann ich Franz noch unmittelbar vor seinem Zieleinlauf zu seinem Sieg gratulieren. Bestes Timing.
Während Franz also seine drei Laufrunden bereits absolviert hat, stehen für mich noch zwei Runden an. 10 km durchlaufe ich in 36:17. Auch im weiteren Verlauf bleibt das Tempo relativ konstant. Die Kilometerzeiten fluktuieren zwar ein wenig durch die Laufrichtung mit oder gegen den Wind und mit der Treppe, die jede Runde hinaufgelaufen werden muss, aber auch die zweiten 10 km sind mit 36:29 unwesentlich langsamer. Mit der Konstanz ist es dann aber zu Ende, als Loïc mir die entscheidende Info zuruft: "25 Sekunde Rückstand, der Athlet da vorne". Ich stoß ein paar unkoordinierte Laute aus, sabber ein bisschen vor mich her und renne, was die Beine noch hergeben - den letzten Kilometer in 3:16. Der Lohn ist tatsächlich der dritte Platz in der AK (sowie der 6. Platz unter allen Breitis). Später stelle ich stolz fest, dass mein Laufsplit der schnellste aller Breitis ist. Nach einem Schwimmen und vor allem einem Radeln zum Vergessen ein mehr als versöhnlicher Abschluss!
Einige Stunden später geht es zur Siegerehrung und zur Slot-Allocation für die WM in Finnland. Ich habe den Slot dankend angenommen und darf mich nun am 27. August 2023 mit den besten Athleten meiner AK messen. Ich freu mich drauf, hoffe aber vor allem inständig auf besseres Wetter, wenn es so weit ist. Erstmal steht aber noch ein Wettkampf am 8. Oktober an, bevor es in die lang herbeigesehnte Saisonpause gehen wird.
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