Dresden, viertel nach 6 am Abend. "Hast du eine bestimmte Zielzeit?", frage ich sie und bekomme als Antwort eine Gegenfrage: "Was willst du denn laufen?" Ich: "Eine tiefe 32." Während sie mir eine Dresdner Eierschecke reicht sagt sie: "Das passt, dann laufen wir zusammen." Das war mein kurzer Dialog mit der aktuellen deutschen Marathonmeisterin beim Meet and Greet am Vorabend des Citylauf Dresden.
Vierzehn Stunden später finde ich mich an der Startlinie in einem internationalen Starterfeld mit nationaler Laufprominenz wieder. Ein Breitensportler, ein Triathlet, der sich in der Hoffnung, nicht aufzufliegen, unter die Läufer gemischt hat. Nicht nur, dass mein Ziel nun kein gut gehütetes Geheimnis mehr war, auch das Wetter konnte auch nicht mehr als Ausrede genutzt werden: Der Wind der Vortage ist abgeflaut, die Luft ist angenehm temperiert, die Strecke verdammt schnell. Um 10:15 setzt sich das Feld in Bewegung. Kurz darauf formiert sich eine kleine Gruppe um Domenika Mayer. Wie geplant finde auch ich mich in dieser Gruppe wieder. Der erste Kilometer vergeht mit etwas Unterstützung durch einen leichten Rückenwind in rasanten 3:06 Minuten. Na, das fängt doch schonmal gut an!
Um den Zwinger herum und dann an der Elbe entlang. Auf der langen Geraden hat man durch die hohe Leistungsdichte in diesem Feld immer jemanden im Blick, was dazu motiviert, nicht nachzulassen und das Tempo zu halten. So sind auch die nächsten Kilometer bei Wind von schräg-vorn mit 3:11 und 3:18 recht flott, allerdings offenbar auch abnehmend schnell. Die Zuversicht kommt schnell zurück, denn der vierte Kilometer ist mit 3:09 wieder schneller. Der fünfte und letzte Kilometer der ersten Runde beginnt mit einem kurzen Anstieg von der Elbe zurück in Richtung Zentrum. Dort lassen meine Begleiter um Domenika Mayer etwas federn und ich bin erstmal auf mich allein gestellt, aber nach wie vor mit vereinzelten versprengten Kontrahenten im Blickfeld. Nach 15:54 Minuten bin ich wieder dort, wo wir zuvor gestartet sind. Die erste von zwei Runden ist damit also geschafft, in einem Tempo, das ich mir genau so erträumt hab und selten zuvor (in einem 5000m-Rennen) so schnell laufen konnte. Ab in die zweite und letzte Runde.
Meine Leistung erweist sich bis zum Schluss als durchaus gleichmäßig, denn auch wenn die Variation der einzelnen Kilometerzeiten erst unruhig aussehen mag, zeigt sich auf der zweiten Runde ein ähnliches Bild: Der erste und zweite Kilometer wird im Bereich von 3:10 abgespult, ebenso der vierte und fünfte. Der dritte Kilometer ist wie in der ersten Runde mit 3:18 wieder der kleine Ausreißer, vermutlich dem Wind und einem leichten Anstieg geschuldet. Die 10. Autolap wird ausgelöst, als ich wieder am Startpunkt bin. Leider liegt der Zielbogen dort gerade erst in Sichtweite, gute 150 Meter hinter der Startlinie. Ich laufe mit einer offiziellen Zielzeit von 32:18 als Elfplatzierter ein. Neue persönliche Bestleistung!
Weiter geht es mit dem Highlight meiner persönlichen Vorsaison, den Berliner Halbmarathon am 2. April. Schon morgen werde ich dann noch einen 10-km-Lauf aufsuchen, um das gewünschte Wettkampftempo für den Halbmarathon zu ökonomisieren. Bis zum Halbmarathon lebt der Traum weiter, den Halbmarathon unter 70 Minuten zu laufen. Es wird wohl den perfekten Tag dafür brauchen, aber der Citylauf in Dresden hat mir gezeigt, dass es zumindest nicht unmöglich ist.
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Nicolas (Freitag, 24 März 2023 17:50)
Mächtiger Respekt! Toll...