Bundesligadebüt in Eutin

Schwierig zu sagen, wie lange dieser Traum schon lebte und wann diese Gedanken das erste Mal Besitz von mir ergriffen. Es muss schon eine ganze Weile sein. Fest steht, dass ich am 24. Juni 2012, also vor etwa 11 Jahren, meinen ersten Triathlon im Rahmen des Rosenstadt-Triathlons in Eutin bestritt. Auch damals fand dort ein Wettkampf der 2. Bundesliga Nord statt. Es hatte fast den ganzen durchgeregnet. Am Ende kam ich als 6. auf der Kurzdistanz in der offenen Wertung über die Ziellinie. Besagte 11 Jahre später hat es mich tatsächlich an diesen Ort zurück geführt, etwa 30 km von meiner Heimat, mittlerweile aber etwa 300 km von meinem Wohnort, entfernt. Was hat sich noch geändert? Die Wechselzone ist umgezogen, die Strecken haben sich etwas geändert und dieses Mal bin ich tatsächlich Teil des Starterfeldes der zweiten Bundesliga, zusammen mit dem Triathlon Potsdam. Der Traum ist also nach langer Zeit zum Leben erwacht.

Gemeinsam mit Profi Matti, Stützpunktathlet Jan sowie Loïc und Marian befinde ich mich am 18. Juni um 10:10 an der Startlinie im großen Eutiner See als der Startschuss ertönt. Das Positive ist, dass ich es daraufhin kaum mit unliebsamen Körperkontakt zu tun habe. Das Negative daran ist, dass es hauptsächlich daran liegt, dass fast das komplette Starterfeld nach wenigen Sekunden bereits mehrere Meter vor mir liegt. Mit dem bescheidenen und doch ambitionierten Vorsatz, die letzte Gruppe zu halten, versuche ich alles aus mir rauszuholen, was die Arme und Beine so hergeben. Dennoch entwischen mir die vor mir liegenden Beine zunehmends. Auf dem recht einfachen 750 Meter langen Schwimmkurs gilt es, 4 Bojen gegen den Uhrzeigersinn zu umschwimmen. Als die dritte Boje in Sichtweite ist erspähe ich meine Chance und hoffe an das Getümmel in der scharfen Kurve wieder ran zuschwimmen - mit Erfolg! Am Ende steige ich zusammen mit einer Handvoll Konkurrenten aus dem Wasser. Hinter mir befinden sich zu diesem Zeitpunkt noch 8 versprengte Teilnehmer, darunter auch Marian und Loïc, vor mir der Rest des Feldes.

 

Auch beim Wechsel vom Schwimmen zum Radfahren, die unter anderem etwa 350 Meter Radschieben beinhalten, gilt es weiterhin, den Kontakt zu den vor mir liegenden zu halten. Das klappt genau so lange bis ich auf mein Rad steig und merke, dass die Kette beim Schieben heruntergefallen ist. Tschüss, Gruppe! Etwa 20 Sekunden bringe ich damit zu, die Kette wieder aufs Kettenblatt zu ziehen. Kurz nachdem mich ein einzelner weiterer Teilnehmer überholt, geht die wilde Fahrt endlich los und ich kämpfe mich an sein Hinterrad. Ein dritter gesellt sich bald dazu, und wir beginnen zu kreiseln. Wir wechseln uns also circa alle 30 Sekunden in Führung ab. Wer vorne fährt, fährt am Anschlag. Hinzu kommt, dass mir die vielen Spitzkehren aufgrund mangelnder Praxis eher schwer fallen. Der Kurs besteht aus 5 Runden, à 2 km raus und 2 km zurück. Das ergibt 9 Wenden. Bereits nach 2 Runden denke ich mich, dass ich das unmöglich durchhalten kann, doch nach und nach sammeln wir gemeinsam ein paar versprengte Teilnehmer ein. Irgendwann sind wir zu neunt und somit können wir bei gleichbleibendem Tempo (der Schnitt liegt trotz der vielen Wenden und Anstiege bei über 40 km/h) nach und nach die Anstrengung in ein gut erträgliches Niveau überführen. Auf Platz 68 liegend (anscheinend habe ich nach dem Schwimmen einen ganzen Platz gutgemacht), steige ich vom Rad und gehe als 65. auf die Laufstrecke.

 

Das Laufen findet auf einem 0,8 km langen Rundkurs im Eutiner Schlosspark statt. 6 Runden sind zu absolvieren. Mit dem Weg von der Wechselzone zur Runde und am Ende von der Runde zum Zielbogen ergibt das etwa 5,3 km. Als quasi-Einheimischer werde ich zu Beginn vom Moderator der Veranstaltung als "einer der schnellsten Läufer unter den Triathleten in Schleswig-Holstein" angepriesen. Na, ob ich dieser Ankündigung mit dem, was von meinen geschundenen Beinen noch übrig ist, gerecht werden kann? Den ersten Kilometer lege ich noch knapp unter 3:20 zurück, finde meinen Rhythmus und pendele mich fortan bei etwa 3:26/km ein. Tatsächlich gelingt es mir, ein paar Plätze gut zu machen und von keinem der wenigen, die nach mir vom Rad gestiegen sind überholt zu werden. Mit der immerhin 24. schnellsten Laufzeit im Starterfeld der 2. Liga gelingt es mir, auf einen zufriedenstellenden 54. Platz vorzulaufen. Mein Fazit: Es hätte vielleicht ein bisschen besser laufen können, es hätte aber auch sehr viel schlechter laufen können. Das Bundesligadebüt ist somit geglückt! Mit einem hervorragenden 8. Platz von Matti, einem großartigen 17. Platz von Jan sowie Platz 68 durch Loïc und Platz 75 durch Marian ergibt sich am Ende Platz 10 (von 18) in der Teamwertung. Ein Riesenerfolg!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0