Ein Wettkampf, eine Meisterschaft, die ich in meiner Saisonplanung noch nicht lang auf dem Zettel hatte nahm erst kürzlich einen Platz in einer kleinen Lücke meines Jahreskalenders ein. Bei der Weltmeisterschaft Mitte Januar kam die Frage auf, ob man sich in Bremen wiedersehe. Ein Vorschlag, den ich erstmal ablehnte, weil mir so war, als sei an dem Wochenende ein Bundesliga-Wettkampf. Als ich dann nochmal nachgesehen hatte, merkte ich, dass besagte DM in Bremen tatsächlich eine Woche vor dem einen und eine Woche nach dem anderen Bundesliga-Wochenende starten sollte. Somit habe ich mich dann doch noch zum spätestmöglichen Zeitpunkt angemeldet und mir eine Unterkunft organisiert. Am 13. August also stand wieder Vollgas im Plan. Anders als in Hamburg sind in Bremen mehrere Altersklassen und Geschlechter in einer Startwelle gestartet (insgesamt gab es zwei) und auf dem Rad war das Windschattenfahren verboten und somit Zeitfahrräder erlaubt. Vor meiner Reise nach Bremen durfte der obligatorische Blick auf die Teilnehmerliste nicht fehlen. Ich witterte meine Chance, einfach würde es aber nicht werden.
Der Start erfolgt wie so oft um 10 Uhr an einem Sonntag. Wir schwimmen in Neos durch das kühle, trübe Hafenbecken. Nach 11:11 Minuten steige ich als 27. (insgesamt, zum Glück, nicht in der Altersklasse) aus dem Wasser. In der langen und sehr engen Wechselzone löst sich zunächst unbemerkt ein Schuh vom Rad. Als ich eine Zuschauerin rufen höre "Du hast einen Schuh verloren", schaue ich sicherheitshalber auf meine Pedalen und bemerke tatsächlich, dass sich nur noch auf der rechten Seite der Schuh befindet. Desorientiert schaue ich mich um, stelle mein Rad gegen die Wand, laufe zurück, finde mein Schuh, nehme ihn, laufe zurück zum Rad und schiebe es den langen Weg bis zum Aufstieg mit dem Schuh in der linken Hand. Während ich so dort entlang laufe, überlege ich, wie der nächste Schritt aussehen soll. Letzten Endes gibt es keine andere plausible Möglichkeit, als über die Aufstiegslinie zu rollen, anzuhalten, mir den linken Schuh anzuziehen und so aufs Rad zu springen. Summa summarum hat mich das ganze Hin- und Her- und Rumgetüdel etwa 40 Sekunden gekostet. Auf der 20 km langen Strecke geht es ab da, den Abstand nach vorne nicht noch viel weiter anwachsen zu lassen. Aufgrund recht vieler Bahnschienen und Wenden, ist die Strecke doch erstaunlich anspruchsvoll. Wenigstens ist es trocken und nicht allzu windig. Dennoch fällt es schwer den Geschwindigkeitsschnitt weit über die 40 km/h zu treiben, von dem Leistungsschnitt, den ich mir eigentlich vorgenommen habe ganz zu schweigen. Ob das reicht? Ich habe so meine Zweifel, die ich dann aber wieder bei Seite schiebe. Was will man schon mehr machen als das, was man gerade kann? Nach knapp einer halben Stunde schiebe ich mein Rad wieder zum Wechselplatz und renne durch und schließlich aus der langen Wechselzone, in der ich bereits die Uhr zum Laufen starte.
Die Laufstrecke ist recht flach und komplett als Wendepunktstrecke konzipiert. Das heißt, man sieht praktisch jeden einzelnen Kontrahenten früher oder später. Nach einem Laufkilometer vibriert meine Uhr: 3:27.9 Minuten. Fehlen mir heute meine Laufbeine? Beim zweiten Kilometersplit merke ich aber, dass es wohl an dem Zickzack für die Wechselzone lag, denn hier zeigt mir die Uhr schon eine solide 3:13.8 an. Die anderen Teilnehmer kommen mir kurz vor der Wende entgegen und auf dem Rückweg kann ich tatsächlich noch einige von ihnen überholen, auch den bislang führenden meiner Altersklasse. Auch die letzten drei Kilometer gelingen mir alle zwischen 3:13 und 3:17. Somit erreiche ich das Ziel mit der schnellsten Laufzeit des gesamten Teilnehmerfeldes (16:10) und noch viel schöner: Als Sieger und damit deutscher Meister meiner Altersklasse! Die Traumsaison hat sich auch in Bremen fortgesetzt. Danke!
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