Eine wettkampfreiche Zeit nimmt ihren Lauf. Seit dem letzten Juli-Wochenende bin ich jedes Wochenende auf Achse. Neben dem Müritz-Triathlon und der deutschen Meisterschaft durfte ich auch wieder an zwei Bundesliga-Rennen teilnehmen. Am 6. August stand das dritte Saisonrennen in Salzgitter an, welches im "klassischen Format" (Sprint-Distanz, Windschattenfreigabe und Massenstart) ausgetragen wurde. Am 20. August, zwei Wochen später, dann schon das vorletzte Saisonrennen, ein Teamsprint im sächsischen Grimma. Um schonmal einen kleinen Ausblick zu geben: Das Saisonfinale findet bereits in 2 Wochen, am 3. September in Hannover statt. Dem voraus geht kommendes Wochenende die Ironman 70.3 WM in Lahti (Finnland). Es wird also keines Wegs langweilig.
3. Rennen: Salzgitter
Nach einer feuchtfröhlichen und schönen Hochzeitsfeier einer meiner besten Freunde erwartete mich eine relativ kurze, aber gute Nacht in Büchen. Der ausgeklügelte Plan ließ nur wenig Spielraum: Aufstehen um 5:10, fertigmachen, zum Bahnhof laufen und 5:51 in den Zug springen und so weiter. Mein Rennequipment wartete bereits mit meinen Mitstreitern in Salzgitter. Also, nichts leichter als das! Der Plan ging auf bis... 5:51 Uhr, als mich die Schaffnerin darauf aufmerksam machte, dass uns Schienenersatzverkehr bevorstünde. Der Anschlusszug in Lüneburg, der ICE nach Hannover, war damit praktisch passé. Schöne sch... Früh am Morgen versuchte ich mir ein Taxi ins 5000-Seelen-"Dorf" zu ordern, ohne Erfolg. Bei einem Telefonat mit Marian schmiedeten wir einen Plan, der mich gerade noch so rechtzeitig an die Startlinie bringen könnte. Es müsste dafür aber alles klappen. Wie es dann so ist, sollte es dann doch nicht alles so ganz glatt laufen. Es verging eine weitere Stunde in Büchen bis der Zug nach Hamburg eintrudelte. Von Hamburg aus sollte es dann weiter nach Hannover gehen. So weit so gut. Im ICE von Hamburg nach Hannover dann die Durchsage: Ein Defekt müsse behoben werden. Vielleicht fahre der Zug mit 15 Minuten Verspätung noch los, vielleicht aber auch gar nicht. Der Krimi geht also weiter. Nach 15 Minuten rollt der ICE dann doch los, kurze Erleichterung. Dann die nächste Durchsage: Der Zug müsse einen Umweg fahren, damit der Zug gewendet werden kann. Das bedeutet natürlich zusätzliche Verzögerung. Mit einem Start um 11 in Salzgitter würde es eng werden. Vor meinem inneren Auge sah ich mich schon zum Strand an der Startlinie rennen, 10 Sekunden nachdem der Startschuss ertönt. Glücklicherweise, warum auch immer, ist der Zug dann doch direkt nach Hannover durchgefahren, wo mich Markus direkt mit dem Auto abgeholt und nach Salzgitter gebracht hat. Danke, Markus! Währenddessen haben die Jungs vor Ort schonmal mein Rad eingecheckt und alles vorbereitet, was vorzubereiten ging. Eine halbe Stunde vor Start war ich dann vor Ort und es blieb sogar noch etwas Zeit durchzuatmen. Scheinbar war das schlimmste geschafft.
Kurz vor 11 werden die Teams zur Startaufstellung aufgerufen, wir positionieren uns nebeneinander zum Landstart. Ab geht die Post! Wie schon in Eutin entkomme ich dem großen Gerangel mehr oder weniger ungewollt, da ich mich direkt ziemlich weit hinten im Pulk befinde. Aber ich finde Füße und kann sie halten. Das Wasser ist wohl temperiert, klar und ruhig. Perfekte Bedingungen. Zudem müssen nur zwei Bojen umschwommen werden, die erste nach etwa der Hälfte der Strecke. Ein recht einfacher Kurs. Auf der Schlussgeraden beim Schwimmen merke ich zunächst, wie sich das Tempo recht locker anfühlt. Zu locker. Ich sehe, wie der Vordermann eine Lücke hat reißen lassen, die ich in der letzten Minute mit allem, was ging, zuschwimmen will. Ich springe aus dem Wasser, renne zum Rad und sattele auf. Noch befinde ich mich damit in keiner Gruppe. Zusammen mit einem Wolfsburger trete ich mir die Seele für die ersten 3 Minuten aus dem Leib, animiere ihn mitzumachen, feuere ihn an, als wäre ich sein größter Fan. Nach diesen 3 Minuten erreichen wir dann tatsächlich die letzte Radgruppe - geschafft! Mit in der Partie ist auch Claudius, die anderen 3 Potsdamer, Marvin, Loic und Martin haben es leider in keine Gruppe geschafft. Von nun an geht es bei Claudius und mir zunächst zu siebt, später zu neunt über den 24 km langen Kurs. Die vor uns liegende Gruppe verschwindet recht schnell am Horizont. Wie die anderen Gruppen fahren auch sie noch einen Zacken schneller als wir. Dennoch beenden wir das Radfahren mit einem Schnitt von immerhin 43,1 km/h.
Nach ein paar brenzlichen Situationen bin ich besonders froh, heil vom Rad zu steigen. Ich renne zunächst desorientiert an meinem Wechselplatz vorbei. Gut, dass Claudius dabei ist, der mich zurück ruft. Der Schaden begrenzt sich auf ein paar Sekunden. Ich komme als letzter unserer neunköpfigen Gruppe (und 65. insgesamt) aus der zweiten Wechselzone, kann aber nach und nach Boden gutmachen. Mit der 19. schnellsten Laufzeit und einem Schnitt von 3:17/km kann ich über die gut 5 km 7 der 8 Radgefährten wieder überholen und sammle sogar noch ein paar Athleten der ehemals vor uns liegenden Radgruppe ein. Am Ende laufe ich, wie schon in Eutin, als 54. ein. Eine Zeitstrafe für den vor mir liegenden befördert mich dann schlussendlich auf Platz 53.
Leider muss man sagen, dass es sich dabei schon um die beste Einzelplatzierung innerhalb unseres Teams gehandelt hat. Positiv festzuhalten bleibt aber trotz des letzten Platzes in der Teamwertung, dass wir wieder alle fünf Leute heil ins Ziel gebracht haben. Von 76 Startern erreicht Martin das Ziel als 74., Loic als 69., Marvin als 66. und Claudius als 63.
4. Rennen: Grimma
Neues Spiel, neues Glück. Nachdem wir nach Salzgitter einen positiven Corona-Fall zu beklagen hatten, musste Ersatz für das nächste Bundesligarennen her. Glücklicherweise erhielten wir tatkräftige Unterstützung vom siebzehnjährigen Stützpunktathleten Jayden. Claudius, Marvin und ich vervollständigten das Team. Alle 60 Sekunden wurde ein Team dann auf die Strecke geschickt. Nach 750 Metern Teamschwimmen folgte ein etwa 19 km langes Teamzeitfahren auf Rennrädern, bei dem nur innerhalb des eigenen Teams im Windschatten gefahren werden darf. Abschließend wird gemeinsam über 3 Runden ein 5 km Lauf absolviert. Mindestens 3 der 4 Starter eines Teams müssen das Rennen gemeinsam beenden.
Am Vortag checken wir die Strecken, checken in die Ferienwohnung ein und lassen es uns gut gehen. Besonders die Radstrecke verspricht mit Kurven, Wenden und steilen Rampen jede Menge Spaß. Die Ferienwohnung ist nur wenige Meter vom Eventgelände entfernt. Die Taktik wurde besprochen. Jayden schwimmt vor, Claudius versucht seine Füße zu halten, ich Claudius und Marvin meine. Am Sonntag um 10:11 Uhr ist es dann so weit. Die erste Boje wird nach wenigen Metern in der 90°-Kurven links umschwommen. Mit Schnappatmung gelingt es mir kaum dran zu bleiben. Es dauert nicht lang, und das imaginäre Band reißt. Wir schwimmen eher in zwei Zweiergruppen als zu viert bis sich die Vordermänner umdrehen und auf uns warten. Das Prozedere wiederholt sich noch zweimal bis zur Wendeboje und mit Rückenströmung geht es zurück zum Ausstieg. Ab hier bleiben wir dann zusammen. Nicht ganz überraschend führt die Tatsache, dass auf mich gewartet werden musste dazu, dass wir mit der langsamsten Schwimmzeit aus dem Wasser steigen, aber immerhin mit nur ein paar Sekunden Rückstand. Das hinter uns gestartete Team ist uns auch nicht allzu dicht auf die Versen gerückt. Wer mit mir schwimmt, muss leider kleine Brötchen backen - Sorry, Jungs!
Die Taktik auf dem Rad sieht vor, dass wir so lange wie möglich zu dritt bleiben, im Idealfall bis zum Schluss, um von Claudius Laufbeinen zu profitieren. Selbiger muss allerdings auf dem Rad durchgebracht werden. Das heißt, Jayden, Marvin und ich kreiseln, während Claudius versucht, Anschluss zu halten. Nach der ersten von vier Runden in einem Anstieg verlieren wir Claudius und beschließen, dass es wohl effektiver sei, von nun an zu dritt weiterzumachen. Für mich werden die letzten drei Runden zur Tortur. Der ach so spaßige Kurs verlangt uns alles ab, wobei ich nur noch wenig Führungsarbeit leisten kann, weil ich mich so ähnlich fühle wie zuvor beim Schwimmen.
Nichts desto Trotz beenden wir das Radfahren mit einer Zeit im Mittelfeld und machen uns auf, die letzten 5 km so schnell wie möglich zu Fuß zurück zu legen. Mit recht konstanten Kilometern um die 3:30 kommen wir nach etwa 16:40 und einer Stunde und ein paar zerquetschten ins Ziel. Lange Zeit herrscht Unklarheit darüber, wie wir nun abgeschnitten haben. Vorm Ausfahren werfen wir dann noch einen Blick auf die Ergebnisliste und stellen fest: Wir haben es auf den 12. Platz geschafft! Auch wenn es im Kampf um den Klassenerhalte damit noch spannend bleibt, ein überaus erfolgreiches Ergebnis, das die eine oder andere Erwartung übertrifft.
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