Dubai Marathon und der Weg dorthin

Eines meines großen Bucket-List-Rennen war schon seit geraumer Ewigkeit der Dubai Marathon. Bereits vor 10 Jahren (plus/minus) bin ich am Freitag am Morgen um 4 aus dem Bett gekrochen, um das Top besetzte Feld laufen zu sehen. Die Spitze des Feldes, immer fast komplett äthiopisch, hat schon damals superschnelle Zeiten auf dem absurd schnellen Kurs (so gut wie keine Kurven oder Höhenmeter). Außerdem hat es mir nicht nur der Marathon angetan, sondern auch Dubai als Reiseziel, nicht zuletzt aufgrund des Burj Khalifa, dem größten Gebäude der Welt. Nachdem meine Anmeldung für den Tokyo Marathon gescheitert ist, blieb nur noch eine Frage offen: Wenn nicht jetzt wann dann?

Das direkte Vorbereitung auf den Marathon war so simpel wie experimentell: Ich wollte mal sehen, was passiert, wenn ich 200 Wochen-Kilometer laufe. Kurz überschlagen: Das sind von 168 Stunden, die eine Woche bietet, 15 Stunden bei einer Durchschnittspace von 4:30/km. Gesagt getan: An den meisten Tagen lag das Mindestpensum somit bei 30 km. 

In der Regel hab ich die Laufschuhe das erste Mal vor dem Frühstück für ein Läufchen von 12-15 km geschnürt. Nach Feierabend ein zweites Mal nochmal ein wenig länger. Schon ziemlich am Anfang dieses Vorhabens hatte ich einen leichten Schmerz im Knie, er mit fortschreitender Zeit nicht weniger wurde, aber auch nicht schlimmer. Tatsächlich hat sich diese kleine Verletzung, vermutlich eine kleine Entzündung, bis Ende des Monats herausgelaufen.
Lange Läufe waren nicht allzu häufig. Zwei Läufe über 30 km waren es gerade Mal im Dezember. Den Umfang habe ich also eher über die Häufigkeit erreicht. Dabei habe ich durchaus regelmäßig intensive Einheiten eingebaut. Mal waren es 400er, hin und wieder längere Intervalle und häufig 1000er bzw. 1-km-Intervalle. Die Schlüsseleinheit für Dubai war einer der beiden besagten 30er mit 6, 5, 4, 3, 2, 1 km in etwa im Halbmarathontempo. Am Ende wurde der Dezember mit dem traditionellen Möllner Silvesterlauf gekrönt. Es standen somit 875,8 km in 65:12h im Dezember zu Buche. Am Ende der selben Woche, bereits im neuen Jahr, fand der Caputher Seelauf statt, den ich mir auch aufgrund der Nähe auch nicht entgehen lassen wollte. Am Ende war ich mit Platz 2 eine Stufe auf dem Podium weiter oben als letztes Jahr und war auch 9 Sekunden schneller. Durchaus zufriedenstellend!

Die Anreise nach Dubai war größtenteils entspannt. Da der Termin aber in der Vorlesungszeit lag, blieben nur 4 Tage für den ganzen Spaß. Der Flieger startet um 7, die Ankunft in Dubai, aufgrund der Zeitverschiebung von 3 Stunden ist für 17 Uhr geplant. Im Hotel angekommen, erkunde ich die Umgebung wie immer mit einem kleinen Läufchen, suche mir einen netten Ort zum Essen und lass den Tag ausklingen. Die nächste beiden Tage stehen im Zeichen des Touri-Daseins. Wüstentrip, Burj Khalifa, Dubai Mall - Schön wars!

Anders als damals haben sich zwei Dinge am Dubai Marathon geändert. Zum einen findet er nicht mehr Freitags statt sondern Sonntags, quasi eine Anpassung an den westlichen Rhythmus. Die andere Änderung ist -leider- dass das Elite-Feld getrennt vom Amateurfeld startet - eine ganze Stunde früher, um 6 Uhr. Somit startet die große Welle und somit auch ich um 7 Uhr, kurz vor Sonnenaufgang. Wie immer verbietet es mir meine zurückhaltende Art, mich in die erste Reihe zu drängen. Vor mir stehen Leute, die von einer Zielzeit von 3 Stunden reden. Naja, wird schon gut gehen.

Die ersten 300 Meter ist ein bisschen Slalom laufen angesagt. Es geht in die erste von insgesamt zwei 90°-Kurven (die zweite führt auf die Zielgerade), danach kann ich frei laufen und sehe 5 Mitstreiter vor mir, die es wirklich wissen wollen, aber dann doch peu à peu langsamer werden. Nach 3 km sind wir zu viert. Nach 6,3 km in 21:40 min erreichen wir den ersten von insgesamt vier weiten Wendepunkten. Danach geht es 13,4 km einfach nur geradeaus. Bis dahin sind wir nur noch zu zweit, ein Japaner und ich, dafür ganz vorn im Amateurfeld. Einer, der noch deutlich vor uns war, schien ausgestiegen zu sein. Die Hälfte ist nach 1:13:19 geschafft. In der Zwischenzeit wurden meine Beine aber auch schon schwerer und schwerer. Bis zur dritten Wende nach 27 km häufen sich die Kilometersplits, die schon knapp über 3:30 liegen. Anschließend verschärft mein japanischer Mitstreiter das Tempo ein wenig. Es folgen zwei Kilometer unter 3:30 und dann... verlier ich den Anschluss. Ab jetzt heißt es überleben. So schwer es sich auch anfühlt, irgendwie gelingt es mir, nicht komplett einzubrechen und "einfach" weiterzulaufen. Bei Kilometer 33 sehe ich noch Hannes, der zufällig auch zu dieser Zeit in Dubai ist, der mir Mut zuspricht. Tatsächlich ist mein langsamster Kilometer im ganzen Rennen mit 3:37.0 der 40. Ich biege auf die Zielgerade ein und beende das Rennen nach 2:28:24 auf Platz 18 als schnellster Europäer und zweitschnellster der Non-Elite. Mit meinem mittlerweile vierten Marathon in unter 2:30 bin ich absolut zufrieden! Insgesamt war es mein 19., und ich freue mich bereits auf den 20. - im Dezember in Valencia.

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